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AutorenbildAnja Lenkeit

Inneres Bild


Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nie näher mit dem Thema „innere Bilder“ befasst. Es sind Bilder, die wir vor unserem inneren Auge entstehen lassen können und die oftmals eine starke Symbolkraft besitzen. Sie rufen, wenn sie in uns entstehen, Fantasien, Wünsche und Vorstellungen hervor. Sie können in uns lebendig werden und unseren Horizont erweitern.

Eines Tages kam eine Freundin mit einer ungewöhnlichen Bitte auf mich zu. Sie verfüge über ein inneres Bild, welches ihr Kraftgeber sei. Dieses innere Bild möchte sie gerne in einem Foto visualisiert haben und gab mir hierzu folgende Beschreibung:

„Himmel und Wiese sollten sich treffen.

Deshalb sollte das Bild an dem Hügel, den ich kenne gemacht werden.

Da rückt der Horizont ganz nah.

Das rote Herz sollte quasi am Horizont stehen.

Darin findet sich dann meine offene Hand und in der Hand liegt ein kleines Pflänzchen bestehend aus ein bisschen Erde, ein bisschen Moos und ein kleines Blümchen darin.

So und das Ganze darf dann in einem Foto enden, dessen gestalterische Kreativität ich der Fotografin voll überlasse.“

Im ersten Moment war ich etwas verunsichert. Wie sollte ich ein Bild umsetzten, das in einer bestimmten Qualität nur so im Kopf meiner Freundin existiert? Würde das Ergebnis IHRER Vorstellung IHRES inneren Bildes entsprechen? Meine Gedanken kreisten sofort um den „Versuchsaufbau“ für diese Aufgabe. Wie bekomme ich alle Bestandteile des inneren Bildes so auf ein Foto? Ich kenne den von ihr beschriebenen Ort nicht. Ich weiß nicht wie groß das rot angemalte Holzherz sein wird und wie die Größenverhältnisse Hügel zu Herz zu Hand zu Blümchen, … und dann noch blauer Himmel, wird die Sonne richtig stehen, …. Fragen über Fragen und ich versuchte sie technisch und mit dem Kopf zu beantworten. An diesem Sonntagnachmittag, an dem das Foto entstehen sollte, war der Himmel nicht blau sondern es waren viel große weiße Wolken am Himmel. „Egal“ meinte sie nur. „Der Himmel ist nicht immer blau. Ein paar weiße Wolken sind bestimmt auch ganz nett. Das Moos und die Blümchen suchen wir uns vor Ort“. Ja und da war sie mir bereits einen ganz großen Schritt voraus. Sie klebte gedanklich nicht an den möglichen Details ihres inneren Bildes sondern nahm es so an, wie es sich an diesem Tag eben ergab. Am Fuße des Hügels suchten wir nach Moos und Blümchen. Die meisten waren an diesem Spätsommertag schon verblüht. So mussten wir mit dem vorliebnehmen, was die Natur hergab. In dem Moment als ich mich von all meinen Überlegungen, Gedanken, Zielvorstellungen frei machte war plötzlich alles ganz einfach. Wir experimentierten herum und hatten dabei unseren Spaß am Entstehungsprozess. Das Ergebnis eine Offenbarung für die Auftraggeberin und die Fotografin. Danke, für diese tolle Erfahrung! Manchmal ist weniger Kopfmensch mehr!

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